Srebrenica
Srebrenica Сребреница |
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Basisdaten | ||
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Staat: | Bosnien und Herzegowina | |
Entität: | Republika Srpska | |
Gemeinde: | Srebrenica | |
Koordinaten: | 44° 6′ N, 19° 18′ O | |
Einwohner: | 15.242 (2013) | |
Struktur und Verwaltung (Stand: 2012) | ||
Bürgermeister: | Ćamil Duraković (unabhängig) | |
Webpräsenz: |
Srebrenica (serbisch-kyrillisch Сребреница, dt. veraltet Silberin) ist eine Stadt im Osten von Bosnien und Herzegowina, nahe der Grenze zu Serbien. Seit dem Abkommen von Dayton gehört sie zur Republika Srpska, einer von zwei Entitäten des Landes.
Die Gemeinde hatte zur Volkszählung 2013 etwa 15.000 Einwohner, das entspricht einem durch den Bosnienkrieg bedingten Bevölkerungsverlust von mehr als der Hälfte gegenüber 1991.
Geographie
Der Ort befindet sich in einem engen Talkessel zwischen den dicht bewaldeten Bergen Ostbosniens, die sich hier bis auf etwa 1000 m erheben. Im Süden bildet die Schlucht der Drina die natürliche Grenze zwischen der Gemeinde Srebrenica und Serbien; im Norden befindet sich in der Ebene das Städtchen Bratunac.
Geschichte
Srebrenica wurde unter dem Namen Srebrenik erstmals im Jahre 1376 erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt hatte es sich jedoch bereits zu einem wichtigen Wirtschafts- und Handelszentrum der westlichen Balkanhalbinsel entwickelt, dessen Bedeutung vor allem auf den reichen Silberbergwerken der Umgebung beruhte. Bereits die Römer wussten von den Erzvorkommen und beuteten sie z.B. nahe ihrer Siedlung Domavia aus. Zum Zeitpunkt der Ersterwähnung Srebrenicas hatte sich dort bereits eine größere Kaufmannskolonie der Ragusaner etabliert, da diese den Silberhandel innerhalb Bosniens kontrollierten und der Export über den Seeweg fast ausschließlich über den Hafen von Ragusa (Dubrovnik) abgewickelt wurde. Im Laufe des 14. Jahrhunderts siedelten sich zahlreiche deutsche Bergleute in der Region an, die den Silberbergbau weiter vorantrieben und ebenso wie in Siebenbürgen als „Sachsen“ bezeichnet wurden.[2]
Nach seinem Bosnienfeldzug übergab König Sigismund Srebrenica 1411 an seinen Vasallen Stefan Lazarević, was ab der Mitte der 1420er Jahre zu heftigen Kämpfen zwischen Lazarević und dem bosnischen König Tvrtko II. um die reiche Stadt führte. Vor allem das Königreich Bosnien konnte den Verlust Srebrenicas schwer verkraften, deren Bergwerke nach den damaligen Quellen jährlich an die 20.000 Goldmünzen an Einnahmen brachten. Der Streit um Srebrenica verhinderte lange eine Zusammenarbeit der bosnischen Könige und serbischen Despoten gegen die anrückenden Osmanen, vielmehr wurden die osmanischen Sultane selbst von der einen oder anderen Seite um Hilfe gerufen.
Mit der ersten Eroberung Serbiens durch die Osmanen 1439 fiel Srebrenica an das Osmanische Reich. Nach deren Rückzug 1444 bemächtigte sich Stjepan Tomaš der Stadt und wehrte die Versuche von Đurađ Branković ab, die Herrschaft über Srebrenica zu erlangen. Diesem musste er es dennoch nach einem Schiedsspruch des osmanischen Sultans Murad II. im Jahre 1451 überlassen. Die Herrschaft Branković‘ dauerte ebenfalls nicht lange, da der Nachfolger von Murad, sein Sohn Mehmed II., zur endgültigen Eroberung Serbiens (1458-59) und anschließend Bosniens (1463) ansetzte.
Damit wurde auch Srebrenica von den Osmanen erobert. Das ansässige Franziskanerkloster wurde – wie in Jajce oder Zvornik – in eine Moschee umgewandelt. Die große Zahl der „Sachsen“ und Ragusaner, die beide überwiegend römisch-katholischen Glaubens waren, führte allerdings dazu, dass die Islamisierung in Srebrenica nach der osmanischen Eroberung wesentlich langsamer verlief als in den meisten anderen Städten des Landes. Mit dem schwindenden Einfluss der Republik Ragusa im nun zum Osmanischen Reich zählenden Bosnien nahm auch die wirtschaftliche Stärke und Bedeutung Srebrenicas sowie – bedingt durch den Niedergang der ragusanischen und deutschen Kolonien – die Zahl der christlichen Einwohner ab.
Der Berliner Kongress stellte 1878 die osmanischen Provinzen Bosnien, Herzegowina sowie den Sandschak von Novi Pazar unter Verwaltung der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Die formale Annexion der Provinzen erfolgte im Jahre 1908. Im Ersten Weltkrieg war eines der Hauptkampfgebiete der Region in Ostbosnien und der Drina gelegen, von wo aus die Einheiten Österreich-Ungarns in Richtung Königreich Serbien vorrückten. Im Spätsommer 1914 wurde Srebrenica von serbischen Freiwilligen unter Kosta Todorović eingenommen. Kurz darauf wurden diese jedoch von Einheiten der Doppelmonarchie vertrieben, welche den serbischen Kommandanten töteten und zusammen mit muslimisch-kroatischen Legionären Vergeltung an der Zivilbevölkerung übten.
Auch im Zweiten Weltkrieg war Srebrenica Kriegsschauplatz. Nach Smail Balić kamen in Srebrenica 2000 Muslime durch Tschetniks und andere extreme serbische Organisationen ums Leben. Die kroatische Ustascha setzte 1943 ein Massaker unter der serbischen Zivilbevölkerung in Gang.
Im 19. Jahrhundert wurde die Bedeutung der arsenhaltigen Mineralquellen von Guber, etwa zwei Kilometer östlich des Stadtzentrums, erkannt (die bekannteste ist Crni Guber). Zunächst wurde das Wasser abgefüllt und von Mattoni europaweit verschickt. Im 20. Jahrhundert errichtete man schließlich Hotels und Kureinrichtungen. 1980 hatte das Kurbad mehr als 25.000 Gäste.